r o s s i p h o t o

B i l d e r  v o n  G e r h a r d  R o s s m e i s s l

 

I c h  ü b e r  m i c h

 

I c h  ü b e r  m i c h  |  A u s  d e r  S i c h t  v o n  m i r


1959
1959

Gestatten, das bin ich am 25.09.1959. Ein besonderer Tag für mich. Denn an diesem Tag hielt sich mein Papa so einen komischen Kasten vor das Gesicht, silbrig glänzend, in einer braunen Hülle und dann blitzte es auch noch. Davon war ich, wie man sieht, so begeistert, dass ich mir dachte, was Papa kann, das mache ich später, wenn ich groß bin, auch.

 

Gedacht, gemacht. Zwar erst gute zehn Jahre später, aber dafür mit einer gewissen Leidenschaft, die mich mit kurzen Unterbrechungen, oder besser, mit kreativen Pausen bis heute durch das Leben begleitet.

 

In dieser langen Zeit beschäftigte ich mich vor allem mit den Themen Architektur, Natur und Urbanes. Zuerst mit einer ISO-PAC von AGFA und diese Kamera war damals in den 60'er Jahren des letzten Jahrhundert das Beste, das mir passieren konnte. Einfach drauf los knipsen, denn ich musste keine Entfernung und keine Belichtung einstellen und am Ende war das Ergebnis, ich sage mal für meinen damaligen Geschmack, zufriedenstellend.

 

Die Bilder von damals gibt es noch. Sie liegen vergilbt und zusammengepresst in einem Karton im Keller, denn sehr schnell stellte ich fest, dass die Farben auf den Bildern irgendwie anders waren als ich sie in Erinnerung hatte. Daher kaufte ich mir von dem ersparten Geld meine erste Spiegelreflexkamera. Eine Minolta SR-T 303 mit einem unglaublich lichtstarken 1,0 50 mm Objektiv.

 

Leider konnte ich mich nicht sehr lange darüber freuen. Es erwies sich nämlich als Fehler, die Kamera im Auto und das Auto an einem sehr einsamen Strand auf Sardinien stehen zu lassen, denn die Autotür wurde aufgebrochen und alles entwendet, das im Inneren zu finden war. Ich sah meine Kamera nie mehr wieder.

 

Mit der neuen Kamera, eine Minolta XD-7 hatte ich mehr Glück. Nicht nur, dass ich sie noch heute gelegentlich benutze, da sie schier unverwüstlich ist, mit ihr entdeckte ich auch die Weitwinkelfotografie und damit die Weite bzw. Krümmung. Nicht jedermanns Geschmack, für mich aber eine stetig wiederholende Faszination, die ich mir bis heute bewahrt habe.

 

2005
2005

So wie die gesamte Fotografie. Aus Analog wurde Digital, aus meiner Dunkelkammer wurde Photoshop. Durch Photoshop, Lightroom und anderen Bearbeitungsprogrammen haben sich die Grenzen der Fotografie zu weiten Teilen verschoben. Leider, zumindest nach meinem Dafürhalten nicht immer nur zum Besten, da einiges in der modernen Art der Fotografie schlichtweg übertrieben wird.

 

Weder macht der intensive Gebrauch des Farbreglers aus einem schlechten Foto ein gutes, noch bin ich ein Anhänger von vierzig Bildern des Sternenhimmels, damit nach exzessiver Nachbearbeitung auf dem Bild die Milchstraße zu erkennen ist, etwas, was man mit dem menschlichen Auge so – zumindest in unseren Breiten – niemals sehen würde. Das mag vielen gefallen, für mich ist es Kitsch und nicht die Sekunde wert, es zu betrachten. Daher nenne ich meine Bilder pure Fotografie, oder gesehen und fotografiert, denn ich stelle die Bilder so ein, wie von mir geknipst. Schlicht und einfach.

 

Trotzdem lehne ich Neues nicht ab. Ich experimentiere lieber mit der Kamera anstatt mit dem Kontrastregler an meinem Computer. Immer wieder entdecke ich dabei, wie sich die Technik in den letzten Jahren verbessert hat. Zwischen den Bildern, die ich mit meiner ersten Digitalkamera geknipst habe und den aktuellen Fotos ist ein himmelweiter Unterscheid zu erkennen. Doch leider macht es mir die Welt, die immer mehr von Handyfotografen, Massentourismus und den sogenannten sozialen Medien dominiert wird, nicht einfach. Was soll ich noch fotografieren? Mir scheint, es wurde bereits alles fotografiert, nur noch nicht von jedem. Daher weigere ich mich seit einiger Zeit, das abzulichten, was die Masse fotografiert.

 

An einer Hauswand stand geschrieben, nur wer eigene Wege geht, hinterlässt Spuren. Ich habe nicht den Ehrgeiz, Spuren zu hinterlassen, aber ich hege den Wunsch, eigene Wege zu gehen. Es gibt wohl nichts einfallsloseres als immer und immer wieder die selben Motive abzulichten, die bereits zahllose Fotografen zuvor fotografiert haben. Ich habe daraus die Konsequenz gezogen und alle Motive, die ich einst in aller Stille geknipst habe und die inzwischen zu einem fotografischen Massenmagnet (Beispiel: Eibsee bei Garmisch-Partenkirchen) geworden sind, für immer in mein Archiv verbannt. Ich habe keine Freude mehr daran, diese zu zeigen. Weder auf meiner Webseite www.rossigaleria.de | mehr | oder auf andere Weise, denn ich sehe mich sonst auf der gleichen Stufe wie die Banalitätszwerge, die nur seelenlose und fast identische Bilder eines Steg-im-See Panoramas mit überdrehten Photoshop Farben liefern als wirklich gute und anspruchsvolle Bilder zu erschaffen. Daher werde ich kaum mehr Bilder von sogenannten Locations oder Spots einstellen, da sie tausendfach in den sogenannten sozialen Medien mit der Gier nach Likes und Sternchen gepostet werden. 

 

2023
2023

Was bleibt mir dann noch übrig? In einer eigenen Welt meine fotografische Ideen abseits vom Mainstream zu erschaffen. Ob sie Anklang fingen, kann ich nicht sagen. Wichtig für mich ist, dass mir dadurch der Spaß am knipsen nicht verloren geht.

 

Die Bilder stelle ich dann in mehr oder weniger regelmäßigen Zeitabständen hier  auf meiner  Webseite ein.

 

 

 

quia placet tantum | weil es mir so gefällt